Bereitschaft Lohr

Eingetragen von Bahadir am 30.11.2009

Eintagesausbildung der SEG Lohr in Würzburg

Im Einsatzgebiet der BRK-SEG Lohr befinden sich mehrere sehr stark frequentierte Schnellfahrtunnel der Deutschan Bahn AG. Da daher ein Einsatz und ein Arbeiten mit dem Rettungszug der Deutschen Bahn AG möglich ist, erfolgten bereits über das Jahr verteilt mehrer Übungen der SEG Lohr zum Thema „„Notfälle im Eisenbahnbetrieb“. So wurden die Alarmpläne besprochen sowie verschiedene Anfahrübungen zu den Portalen der Schnellfahrstrecke organisiert. Der Abschluss dieser Ausbildungsreihe war am Samstag, 14.11.2009 eine erste Einweisung in die Technik des Rettungszuges der Deutschen Bahn AG am Würzburger Hauptbahnhof.

Ein erster theoretischer Überblick
Zu Beginn der Ausbildung wurde uns von Herrn Neumann als zuständiger Abteilungsleiter der DB Netz AG ein erster theoretischer Überblick über den Aufbau und den Einsatzzweck der insgesamt sechs Rettungszüge der Deutschen Bahn verschafft.

Diese sechs Rettungszüge sind alle für den Einsatz auf den beiden besonders „tunnellastigen“ (ca. 1/3 der Strecke verläuft in Tunnel) Schnellfahrstrecken Hannover – München und Stuttgart – Mannheim konstruiert. Allerdings wäre auch ein Einsatz abseits dieser Strecken (z.B. in Richtung Aschaffenburg) möglich.
Die sechs Züge verteilen sich bei der Strecke Hannover – München auf die Standorte Hildesheim, Kassel, Fulda und Würzburg sowie auf der Strecke Stuttgart – Mannheim auf Stuttgart und Mannheim und werden im Notfall innerhalb von 10 Minuten durch hauptamtlichen Kräften der jeweiligen Feuerwehr und des Rettungsdienstes besetzt. Die gerade eingeteilten Lokführer müssen sich auf dem Bahngelände aufhalten und innerhalb von 5 Minuten nach Alarm den Zug einsatzklar machen können.
Um die Einsatzbereitschaft ganzjährig zu gewährleisten sind die einzelnen Abteile des Zuges immer auf ca. 20 Grad klimatisiert, die Gerätefächer für das feuerwehrtechnische Material sowie die Löschmittel beheizt und alle elektronischen Systeme im „Stand-Bye-Modus“ gehalten.

Im Notfall wird immer die vor und nach der Unglücksstelle stationierten Rettungszug alarmiert um von beiden Seiten dem Unglückszug helfen zu können

Der Aufbau der Rettungszüge und die Aufgaben der einzelnen Bestandteile

Lok I Transportwagen I Gerätewagen Löschmittelwagen Sanitätswagen Tranportwagen II Lok II

LOK I
ist die Hauptzugeinheit des Rettungszuges und mit Wärmebildkameras und weiteren technischen Sichthilfen (video- und pyrotechnische)ausgestattet. So kann der Zugführer auch bei Sichtbehinderung durch Rauch und Nebel den Rettungszug sicher führen. Der Fahrerraum ist nicht gasdicht, daher stehen für Notfälle Atemschutzgeräte zur Verfügung. Jedoch wechselt der Lokführer beim Befahren von verrauchten Tunnelanlagen in den Transportwagen I um von einem sicheren Wendezugsführerstand aus zu führen. Hierfür stehen  ihm dank zweier Monitore die Bilder der technischen Sichthilfen zur Verfügung. Dank modernster Kommunikationstechnik (z.B. Digital- und Analogfunk) ist die Verbindung des Lokführers mit der Einsatzleitung der Feuerwehr gesichert.

TRANSPORTWAGEN I
dient zum Transport von bis zu 60 Einsatzkräften. Der Wagen ist in einer gasdichten Containerbauweise ausgeführt und verfügt über eine außenluftunabhängige Luftversorgung. 30 6-Liter-Pressluftflaschen versorgen über ein Austauschsystem und eine Wiederaufbereitungsanlage die Insassen mit Frischluft für max. 8 Stunden. Eine Kommunikationseinheit mit mehreren 4 m Funkgeräten, technische Sichthilfen, Atemschutzgeräte, Reservepressluftflaschen, Rettungs- und Bedarfsmittel für die medizinische Erstversorgung ist in umfangreicher Anzahl verlastet.  Der Transportwagen I kann nur über eine Schleuse betreten oder verlassen werden. Die Schleuse verhindert das Eindringen von Rauch und anderen schädigenden Substanzen.

GERÄTEWAGEN
dient der Unterbringung einer umfangreichen Ausstattung (ca. 2x HLF 20/16) für die technische Hilfeleistung und für einen eventuellen Löschangriff. In zwei Geräteabteilen sind mehrere hydraulische Rettungsgeräte (Schere & Spreizer) elektrische und kraftstoffbetriebene Trennschleifer, 5 Elektroaggregate und autogene Trennschneidgeräte vorhanden
Weiterhin stehen zwei Relaisstationen für die notwendige Funkverbindung mit den Einsatzkräften vor dem Tunnel zur Verfügung. Diese werden an genau bestimmten Punkten am Tunneleingang positioniert .

LÖSCHMITTELWAGEN
dient dem Mitführen von 20.000 Liter Wasser und 1.000 Liter Schaummittel. Durch 2 stationäre Pumpen mit einer Gesamtförderleistung von 1.600 Liter/Minute werden die Angriffstrupps über mehrere Wasserabgänge auf der gesamten Zuglänge mit Löschwasser versorgt.
Weiterhin sind 100 Krankentragen auf dem Löschmittelwagen vorhanden. Mittels 2 ebenfalls mitgeführter Gleisloren können benötigte Materialien und Ausrüstungen kräfteschonend transportiert werden.

SANITÄTSWAGEN
ist in einer gasdichten und außenluftunabhängiges Containerbauweise ausgeführt. Über eine Schleuse können verletzte Personen nach einer Erstversorgung zur weiteren Behandlung zwei Notärzten übergeben werden. Den Notärzten stehen dafür 2 moderne und gut ausgestattete Behandlungsplätze zur Verfügung.
Im hinteren Teil des Sanitätswagens können rund 30 Patienten bis zu ihrem Abtransport „gelagert“ werden. Der Sanitätswagen ist über eine begehbare Schleuse mit dem Transportwagen II verbunden, der im Ernstfall in Verbindung mit der Lok II verletzte Personen sicher aus dem Gefahrenbereich bringen kann.

TRANSPORTWAGEN II
ist baugleich mit dem Transportwagen I. Zusätzlich ist er mit einem automatischen Kupplungssystem versehen. Dies dient dazu, dass der Transportwagen in Verbindung mit der Lok II als „Pendelsystem“ eingesetzt werden kann. So können z.B. verletzte Personen heraus und Reservekräfte herein gebracht werden.

LOK II
ist baugleich zur Lok I aufgerüstet. Sie dient als Reservezugeinheit. Gleichzeitig wird sie in Verbindung mit dem Transportwagen II als Pendelsystem eingesetzt.

Praktische Ausbildung
Im Anschluss an die Theorie folgte die Praxis. .
Zuerst wurde der Aufbau einer „Patienten-Be- und Entladestation“ geübt. Dabei werden die einzelnen vom Rettungszug mitgeführten Bauteile wie eine Rettungsplattform der Feuerwehren zusammengebaut. Die Aufstellung der einzelnen Module erfolgen dann entweder als Treppenkonstruktion oder als so genannte „schiefe Ebene“. Jedoch hat sich bei dieser Übung gezeigt, das eine Treppe in der Regel sinnvoller ist, da die Rettungstrage zur Not auch mal abgesetzt werden kann.

Aufgrund der Tatsache dass der Rettungszug mit der modernsten Funktechnik (Digitalfunk) ausgestattet ist, wurden die Übungsteilnehmer auch in die Grundlagen der digitalen Funkgeräte eingewiesen.

Im dritten Teil der praktischen Unterweisung, wurden wir in den Sanitätswagen, sowie auf den Tranportwagen II eingewiesen. Hier lernten wir kennen, welche Materialien wo verlastet sind. Des Weiteren wurden wir in die Bedienung der Schleuse und des Technikraums eingewiesen. Wie kann die Einsatzbereitschaft der beiden Waggons hergestellt werden. Hierin wurden wir durch Laufkarten ausgebildet.

Zum Abschluss trainierten wir den Patiententranport im Zug. Die Aufgabenstellung lautete: „Patienten vom Sanitätswagen zu übernehmen und in den Transportwagen zu verbringen.“ Dies erfordete von den SEG-Mitgliedern einiges an Geschick, da die Enge der Waggons insbesondere die des Übergangs sich als Hürde erwies.

 

Abschluss und Fazit

Mit einer gemeinsamen Diskussionsrunde endete dann der Ausbildungstag. Das Fazit der SEG’ler. Der Ausbildungstag hat sehr viel Spaß gemacht. Sie haben sehr viel Neues erfahren und gelernt. Auch waren sich alle einig, dass die Ausbildung auf jeden Fall weiter vertieft werden muss und der Umgang mit dem Rettungszug immer wieder geübt werden muss.