ICE steht im Mühlbergtunnel – SEG Lohr mit 22 Personen im Einsatz
Notbeleuchtung, geschlossene Türen, ein Lichtschimmer am Ende des Tunnels. In der Tunnelröhre selbst Dunkelheit. Ein Szenario, das manch Reisendem des ICEs Nummer 682 am Sonntagvormittag, 07.03.2010 ein mulmiges Gefühl bereitet haben muss. Kurz vor der Ausfahrt des Mühlbergtunnel war der ICE stehengeblieben. Auch am Montag steht die Ursache dafür nicht fest.
Der unfreiwillige Halt des Schnellzuges im Mühlbergtunnel bei Gemünden (Kreis Main-Spessart) auf der Fahrt von Würzburg nach Hannover hat glücklicherweise nur eine etwa zweistündige Verspätung für die 135 Reisenden mit sich gebracht. Niemand wurde verletzt, Panik kam auch keine auf. 18 Minuten dauerte es, bis alle Fahrgäste in einen anderen ICE umsteigen konnten.
Etwa 700 Meter vor dem Ausgang des knapp fünf Kilometer langen Mühlbergtunnels südwestlich von Gemünden hatte der Kurzzug Probleme, die Stromabnehmer an die Oberleitung zu bringen. Bereits mitten im Tunnel habe der Zug seine Fahrt verlangsamt, bevor er schließlich, kurz vor der Tunnelausfahrt, ganz stehenblieb.
Keine neuen Erkenntnisse: Neue Erkenntnisse zur Ursache des liegengebliebenen ICEs gab es auch Monrtag nicht, wie Bahn-Sprecher Franz Lindemair mitteilte. »Der Stromabnehmer hat dem Zugführer gemeldet, dass er keinen Strom mehr bekommt. Daraufhin ist der Zug ausgerollt und am Tunnelende zum Stehen gekommen«, sagte er. Dies komme sehr selten vor, es sei eben ein technischer Defekt am Stromabnehmer speziell dieses Zuges aufgetreten. An der Leitung selbst habe der »Stromausfall« nicht gelegen.
Genau 10.28 Uhr war es, als der Alarm »ICE steckt im Mühlbergtunnel fest« bei Kreisbrandinspektor Herbert Hausmann am Sonntagvormittag einging. Bereits 2008 hatte der 61-Jährige an dieser Stelle mit seinen Feuerwehrkollegen den Ernstfall geprobt. Vergangene Woche erst am Überholbahnhof Rohrbach einen Personenzug evakuiert. Schon auf dem Weg zum Einsatzort wurde ihm und seinem Kollegen Harald Merz mitgeteilt: »Keine Menschenleben in Gefahr«. Der Tunnelrettungszug aus Würzburg war bereits alarmiert.
Weit über 100 Feuerwehrleute im Einsatz: Im Tunnel fanden 125 Feuerwehrleute der Freiwilligen Feuerwehren aus dem Bereich Lohr und Gemünden, 45 Mitarbeiter des Roten Kreuzes (die SEG Transport Lohr, SEG Technik+Sicherheit Lohr, SEG Betreuungstrupp Gemünden, SEG Transport Karlstadt, UgSanEL, OrgL und LNA), vier Polizisten sowie ein Notfallmanager der Bahn den notbeleuchteten Zug vor. »Sehr diszipliniert« seien die Fahrgäste gewesen, beschreibt Hausmann die Lage vor Ort. Er habe zusammen mit seinen Kollegen die Reisenden informiert, dass der nächste fahrplanmäßige ICE in Richtung Hannover auf dem Gegengleis halten werde und die Fahrgäste dann umsteigen können.
Als dieser Zug nun parallel zum steckengebliebenen Zug bereitstand, begleiteten die Einsatzkräfte die 135 Passagiere plus einen Hund über zwei Aluminiumbrücken in den anderen Zug. Diese fungierten von Zugtür zu Zugtür als Übergänge.
Die Stimmung im Zug war top: »Die Stimmung im Zug war top«, berichtet Hausmann. Die Fahrgäste trugen die Situation mit Fassung, manche scherzten sogar über die unfreiwillige Situation. Die Kinder waren begeistert von den Feuerwehrmännern, für viele von ihnen sei das Ganze ein Abenteuer gewesen.
Genau 18 Minuten dauerte die Evakuierung der Fahrgäste über die Aluminiumbrücken, danach folgte das Zugpersonal. Gegen 11.30 Uhr war der Einsatz beendet, die Fahrgäste konnten ihren Weg Richtung Hannover fortsetzen, die Einsatzkräfte haben den Einsatz direkt vor Ort mit einer Nachbesprechung und einem positiven Fazit abgeschlossen.
Zug nach Kassel abgeschleppt: Und der steckengebliebene Zug? Zwei Lokomotiven aus Kassel, die für solche Fälle jederzeit bereitstehen, haben im Anschluss des Einsatzes den Zug »an den Haken genommen«, wie Lindemaier ausdrückte, und ihn nach Kassel abgeschleppt. Dort werde nun genauer nach der Ursache geforscht. Wer für den einstündigen Einsatz finanziell aufkommen muss, werde »die Bahn nun mit den entsprechenden Behörden klären«, ließ Lindemair verlauten.
Quelle: Mainpost, Lohrer Echo und BRK