Bereitschaft Lohr

Eingetragen von Bahadir am 11.11.2009

Ein Bus berichtet…

„Einen wunderschönen guten Morgen, wir haben Sonntag den 23. September 2009, heute wird ein schöner sonniger Tag. Genau das richtige Wetter um mit der Familie einen Spaziergang zu den Wahllokalen zu machen und die Bundesregierung zu wählen. Und hier kommen die Nachrichten…“ hörte ich aus meinen Lautsprechern als mein Fahrer mich aus dem Schlaf riss. Sonntag morgen  heißt doch ausschlafen – das mag für viele gestimmt haben, nur für mich und einige Lohrer galt dies nicht. Mein Fahrer hatte mich geweckt und steuerte mich aus der Garage nach Lohr. Ich wusste nicht, was mich erwartete, nur, dass das die BRK-Bereitschaft Lohr a. Main einen Ausflug geplant hatte und ich derjenige Auserwählte meiner Firma geworden war, der die Mitglieder an ihren Zielort bringen durfte. „Was mag das für eine Gruppe sein? Ältere Menschen, die dauernd über alte Zeiten reden? Jugendliche, die nur über Topmodells oder Fußballer reden? – wie so oft??“

Als ich um kurz nach 10:00 Uhr die Stadt Lohr in Richtung Frankfurt verließ und um mich herum die Bäume des Spessarts mir den Weg wiesen, wusste ich, dass nichts von Allem eingetroffen war.
Ich hatte eine Gruppe von ca. 50 Bereitschaftsmitgliedern in Sendelbach am Edeka und am Lohrer Parkdeck eingeladen, die eigentlich nur ein Gesprächsthema hatten – Frankfurter Flughafen und der Main Tower, unsere beiden Ziele für den heutigen Sonntag. In Hösbach stiegen noch zwei Gäste zu und dann trat mein Fahrer das Gaspedal und lenkte mich mit sanften Drehbewegungen meines Lenkrades auf die Autobahn nach Frankfurt. Kaum auf der Autobahn kitzelte die Stimme des Bereitschaftsleiters, Florian Schwind, im Mikrofon meine Sprechanlage: „Auch von dieser Stelle noch einmal einen schönen guten Morgen, ich hoffe, ihr seid alle ausgeschlafen und genauso gespannt auf den Tag wie ich.“ Endlich erfuhr ich den geplanten Tagesablauf.

Zuerst stiegen alle auf einem Parkplatz am Frankfurter Flughafen aus und begaben sich zum Terminal 2 um dort einige Minuten Blicke von der Besucherterrasse über den weitläufigen Flughafen kreisen zu lassen und mehreren Flugzeugen beim Starten, Landen oder beim Betanken zu zu sehen. Als sich meine Gäste für eine kurze Pause vor einer Flughafen Rundfahrt noch einmal bei mir eingefunden hatten, erfuhr ich, dass vor dem Betreten der Besucherterrasse alle durch eine Sicherheitsschleuse und davor alle Taschen leeren und sogar Gürtel ausziehen mussten.

Vor Antritt der Rundfahrt stellten sich Männer und Frauen getrennt vor die Eingangstüren des Flughafenbusses auf. In Frankfurt sitzt man wohl Geschlechter getrennt, überlegte ich mir. Dann jedoch sah ich, dass auch hier alle wieder mit Metalldetektoren nach Waffen oder Ähnlichem abgesucht wurden und dass am vorderen Eingang Männer und am Hinteren Frauen standen, die jeweils das gleiche Geschlecht kontrollierten. Insgeheimen wünschte ich mir, dass auch ich mit auf diese Rundfahrt konnte, verdrängte die Gedanken jedoch schnell wieder, weil ich wusste, dass keinerlei Chance darauf bestand.

Zwei Stunden später kamen alle gesund und munter und mit ausgesprochen guter Laune zurück zu mir. Sie erzählten, wie sie durch die Sicherheitsschleuse auf das Flughafengelände gefahren, an mehreren Flugzeugen vorbei aus denen Passagiere aus- und einstiegen und dass sie nah an den ganz großen Maschinen gewesen seien und oft warten mussten, wenn Flugzeuge ihren Weg kreuzten. Eine Fremdenführerin hatte ihnen wohl die ganze Zeit über die Abläufe des Flughafens erläutert und an Beispielen gezeigt. Auch einen Abstecher zur Wache drei der Werkfeuerwehr Flughafen hatten sie unternommen. Die Wache drei liegt an der Westbahn und ist für den gesamten Westen des Flughafens zuständig. Sie besitzen zwei große FLF (Flugfeldlöschfahrzeuge, auch Simbas genannt) und ein HTLF und noch ein paar Abrollcontainer. Der wachhabende Schichtführer erklärte den interessierten Lohrern die Abläufe am Flughafen von Feuerwehrseite und ließ, zum Erstaunen aller, den ganz großen Simba vor die Halle fahren, so dass jeder einmal in die Fahrzeugkabine einsteigen und auch viele Fotos geschossen werden konnten. Auch die Frage einiger BRKler, „ob die Werkfeuerwehr auch die  medizinische Versorgung der Flughafenbesucher oder – arbeiter übernimmt“ konnte der Schichtführer beantworten. „Dafür haben wir ein Privates Krankenhaus und einen privaten Rettungsdienst auf dem Flughafengelände. Die Werkfeuerwehr unterstützt nur, ähnlich wie ein HvO oder First Responder in Ausnahmefällen.“
Im Anschluss an den Flughafenbesuch fuhr ich die komplette Mannschaft – diesmal mit 3 Personen mehr, die am Frankfurter Flughafen zu der Truppe der BRK-Bereitschaft Lohr gestoßen waren – in die Frankfurter City, wo diese Main Tower bestiegen und eine atemberaubende Sicht über Frankfurt und die großräumige Umgebung genießen konnten. Während mein Fahrer einen geeigneten Parkplatz für mich in der Nähe des Hauptbahnhofs suchte, teilte sich die Gruppe. Einige schauten nach einem Snack, andere genossen bei Eis oder Getränken einfach ein paar Minuten Ruhe.

Auf der Heimfahrt nach Lohr wurde viel über den Tag gesprochen, Bilder bestaunt und getauscht. Aber auch der Informationsdrang nach den Wahlergebnissen war groß, so dass ich mein Radio einschaltete und meine Fahrgäste so auf den neuesten Stand bringen konnte. In der Heimat eingetroffen begaben sich sämtliche BRKler noch zum gemütlichen Ausklang in die Küferstube wo sie bei einem hervorragenden Abendessen nur gutes vom Tag zu berichten wussten. Das Einzige, das ich auch schon während der Heimfahrt immer wieder zu hören bekam war: „Das nächste mal schauen wir die anderen Wachen der Werkfeuerwehr und das Krankenhaus auch noch an. Und nehmen ein großes FLF auch gleich mit, den Durchbruch in der Rettungsdienstgarage geht da dann wie von selbst…“

Für mich und alle Beteiligten war dieser Tag etwas wirklich besonderes und ich denke, dass nicht nur ich und meine Geräte, sondern alle an diesem Abend vollkommen ko aber fröhlich eingeschlafen sind.

Text: BRK Lohr, Sebastian Becker

Bilder: BRK Lohr, Florian Schwind