Bereitschaft Lohr

Eingetragen von Bahadir am 28.07.2008
Veröffentlicht am 28.07.2008

Vortrag von Chefarzt Dr. Werle zu Gunsten der Ersatzbeschaffung eines neuen Gerätewagens für die SEG Lohr

Alarmsignal Bauchschmerz – Mehr als zweieinhalbmal so viele Tote wie bei Verkehrsunfällen

 

Nach unklaren Bauchschmerzen starben 2004 in Deutschland über zweieinhalbmal so viele Menschen wie bei Verkehrsunfällen. Über seine Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und das richtige Verhalten im Ernstfall informierte Dr. Heinz Werle, Chefarzt der Allgemeinchirurgie am Lohrer Krankenhaus, mit einem Vortrag am Dienstagabend, 29. Januar 2008, zu dem ca. 50 Zuhörer erschienen sind, darunter auch 20 Rotkreuzler der Bereitschaft Lohr.

Der Begriff »Akuter Bauchschmerz« umfasst folgende Symptome: heftige Bauchschmerzen, Angst, Erbrechen, oberflächliche und schmerzhafte Atmung, Reglosigkeit des Darms, erhöhte Temperatur und – vor allem bei Durchfall – Austrocknung. Dann heißt es, den Patienten schnellstmöglich in die nächste Klinik einzuweisen. Dort wird er zunächst nach möglichen Ursachen befragt. Vor allem die Art des Schmerzes lässt wichtige Rückschlüsse zu: Ein schlagartig einsetzender Schmerz weist auf einen Organriss hin, ein krampfartiger, wiederkehrender auf eine Kolik und ein stetig ansteigender auf eine Entzündung.

Die häufigste Ursache für akuten Bauchschmerz ist die Blinddarmentzündung. Die Gallenblase und Ausstülpungen im Dickdarm führen vor allem im fortgeschrittenen Alter zu Entzündungen. Lebensbedrohlich wird eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Organrisse treten meist in Magen und Milz auf. Dramatisch sind Durchblutungsstörungen des Darms, da dieser abstirbt, durchbricht und eine Sepsis auslöst. Auch der Darmverschluss, der mit heftigem, übel riechendem Erbrechen einhergeht, erfordert eine sofortige Operation.

Erst tasten, dann röntgen

Aber auch Ursachen außerhalb des Bauchraums wie Lungenentzündung, Hinterwandinfarkt, ein abgehender Nierenstein oder eine Eileiterschwangerschaft können die Ursache für heftige akute Bauchschmerzen sein. »In der Medizin muss man immer auch querdenken,« mahnte Werle. Für die Diagnose stehen neben der Anamnese zunächst Abtasten und Abhorchen an, bevor mit Ultraschall- und Röntgenuntersuchung oder dem Computertomographen ein Blick ins Innere des Patienten erfolgt.

Ist die Ursache geklärt, entscheiden die Chirurgen, welche Art der Operation die geeignete ist: offen oder endoskopisch. Werle zeigte Fotos und Kurzfilme verschiedener Krankheitsbilder und Operationen, die er begeistert kommentierte. Zum Schluss gab er seinen Zuhörern noch Tipps für den Ernstfall mit auf den Weg. Bei akutem Bauchschmerz sollten schon vor dem Arztbesuch mögliche Ursachen gesucht werden: die Ernährung, ein Auslandsaufenthalt, eine Erkrankung im Umfeld (Darmgrippe), Medikamente, eine Schwangerschaft, bekannte Leiden, Alkoholgenuss, Operationen oder ein Unfall. Dann sollten die Symptome genau beobachtet werden: Wann tritt der Schmerz auf, wo und wie? Welche Art Schmerz ist es (krampfartig, ansteigend, kolikartig)? Erbricht der Patient? Wie sind seine Ausscheidungen?

Informationen bereithalten

Die Angehörigen sollten dem Patienten weder zu essen noch zu trinken geben und auch keine Schmerzmittel. Eine Lagerung, die den Bauch entspannt, ist hilfreich. Dann sollte der Hausarzt oder Rettungsdienst gerufen werden, dem möglichst eine Liste der eingenommenen Medikamente und Vorerkrankungen überreicht werden sollte. Werle rät, eine Art Lebenslauf der Erkrankungen immer bei sich zu haben. Wenn darauf auch behandelnde Ärzte und besuchte Krankenhäuser verzeichnet seien, ließen sich sehr gut wichtige Daten abrufen.

 

Quelle: Lohrer Echo vom 31.01.2008
Bilder: BRK Lohr