Verzicht der Transparene wegen Gebührenforderung der Stadt Lohr von 50 € für jeden Blutspendetermine
60 bis 80 Blutspender weniger als sonst verzeichnete das Rote Kreuz bei seinem Blutspendetermin am Mittwoch. Kreisgeschäftsführer Roland Albus führt das auf die fehlenden Hinweistransparente zurück. Das Rote Kreuz verzichtete nach seinen Angaben probeweise auf sie, weil die Stadt Lohr für das Aufhängen jedes Mal 50 Euro Gebühren verlangt.
Um die 240 Spender kommen üblicherweise zu einem Lohrer Termin. Laut Albus erschienen am Mittwoch, 02.03.2011 nur 186 Spendewillige, von denen einige aus verschiedenen Gründen hätten abgelehnt werden müssen. 169 »echte Spender« seien übriggeblieben. »Das sind schon sehr viele weniger.«
Als Grund kämen beim Großteil nur die fehlenden Transparente in Frage, »denn viele werden durch die Transparente daran erinnert, dass sie eine Einladung zur Blutspende erhalten haben«. Andere Gründe kann sich der Kreisgeschäftsführer nicht vorstellen: »Das Fußballspiel war erst später, es war nicht glatt, eigentlich war es ein ganz normaler Tag.«
Die Transparente würden jeweils am Donnerstag vor dem Mittwochstermin aufgehängt und einen Tag nach dem Blutspenden wieder abgenommen. Das Rote Kreuz müsse vor jedem Termin einen schriftlichen Antrag stellen, die rund zehn bis zwölf Transparente aufhängen zu dürfen.
Dafür würden jedes Mal 50 Euro fällig – 25 Euro »Sondernutzungsgebühr« und 25 Euro »Verwaltungsgebühr«. Das Geld bezahle der Kreisverband. »Damit können wir die örtliche Bereitschaft nicht belasten, die schließlich die ganze Arbeit macht.«
Mit seinem Verhalten steht Lohr laut Albus im gesamten Landkreis allein. Das Rote Kreuz müsse in keiner anderen Gemeinde Gebühren für seine Transparente bezahlen. Er habe der Stadtverwaltung vorgeschlagen, wegen der gemeinnützigen Zwecke die Gebühren zu erlassen. »Darauf warte ich immer noch.«
Albus kündigte an, die Lohrer Stadträte um Unterstützung zu bitten. Er habe aber erst den Termin am Mittwoch abwarten wollen, um über Zahlenmaterial zu verfügen. »Zu meinem Bedauern ist das eingetreten, was wir befürchtet haben.« Es sei ein Versuch gewesen »in der Hoffnung, dass es nicht so schlimm wird«. Einen weiteren könne sich das Rote Kreuz nicht erlauben, »weil wir die Blutkonserven dringend brauchen«.
Einige Leute hätten ihn vor dem Termin angesprochen, warum keine Transparente aufs Blutspenden hinwiesen. Als er ihnen den Grund erklärt habe, hätten sie die Stadt unter anderem als »kleinlich« bezeichnet.
Wenn das Rathaus weiterhin kein Entgegenkommen zeige, »müssen wir überlegen, was wir machen«. Albus kann sich vorstellen, dann auf Privatleute zuzugehen, um deren Zäune für das Aufhängen der Transparente nutzen zu dürfen. Ohne Transparente scheine es jedenfalls nicht zu funktionieren.
Eine Lohrer Bank habe dem Roten Kreuz angeboten, die Gebühren in Form einer Spende zu übernehmen. Darauf sei der Kreisverband aber nicht eingegangen, »weil wir Spendengelder in unsere Arbeit stecken und nicht in Gebühren für die nicht gerade arme Stadt Lohr«. Das habe die Bank dann auch eingesehen.
Das Rote Kreuz tritt nach den Worten des städtischen Pressesprechers Dieter Daus »durch den Verkauf der Blutkonserven als Wirtschaftsunternehmen auf«. Das Gleichheitsgebot gebiete daher, dass das Rote Kreuz in diesem Fall genauso behandelt werde wie jeder andere Verein und jede andere Institution, welche die Gebühren auch zu entrichten hätten.
Diese Argumentation hält Anja Maria Endraß, Pressesprecherin des Blutspendedienstes (BSD) des Bayerischen Roten Kreuzes in München, für »ziemlich weit hergeholt«. Auf Anfrage sagte sie, natürlich müsse der Blutspendedienst das Blut verkaufen und könne es nicht verschenken. Schließlich müssten die Kosten gedeckt werden, die für die Aufbereitung des Blutes entstünden. Der BSD sei eine gemeinnützige GmbH, die regelmäßig geprüft werde. Ihr Prinzip sei laut Satzung die Kostendeckung. Sollten Überschüsse erzielt werden, würden diese in die Entwicklung und in die Verbesserung der Sicherheit für Blutspender und Patienten gesteckt. Zudem seien die Preise für Blutkonserven in Deutschland so niedrig wie in keinem anderen westlichen Industriestaat.
Quelle: Bericht Lohrer Echo vom 04.03.2011